Am 24. und 25.02.2015 richteten die Nanoinitiative Bayern GmbH und das Netzwerk NanoCarbon erstmals die Jahrestagung NanoCarbon in Nachfolge des traditionellen Jahreskongresses Inno.CNT aus. An der Veranstaltung im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude auf dem Campus Hubland Süd nahmen rund 70 Vertreter aus Wirtschaft und Forschung teil. Ausgewählte Referenten aus dem In- und Ausland berichteten in 23 interessanten Fachvorträgen über den aktuellen Stand der Technik sowie neue Anwendungsmöglichkeiten für Nanokohlenstoffe. Zusätzlich wurden den Besuchern eine Posterausstellung sowie die Möglichkeit, an einem öffentlichen Treffen des Netzwerks NanoCarbon teilzunehmen, geboten. Auch die Gelegenheiten zum Austausch während der Pausen und beim Conference Dinner wurden von den Teilnehmern intensiv genutzt.
Die Jahrestagung NanoCarbon ist die Kommunikationsplattform für technisch-innovative und gewerbliche Aktivitäten im Bereich der Kohlenstoffnanomaterialien (z.B. CNTs, Graphene, Nanohorns oder Carbon Black) in Deutschland und darüber hinaus. Damit dient die Veranstaltung der interessierten Community als offenes und kreatives Forum zum Ergebnis- und Ideenaustausch. Neue Anwendungen und Verarbeitungstechniken für Kohlenstoffnanomaterialien stehen im Mittelpunkt des Treffens, daher richtete es sich insbesondere an Wirtschaftsunternehmen, die sich über das Potential von Kohlenstoff-nanomaterialien informieren möchten oder auf der Suche nach Kooperationspartnern sind. Aber selbstverständlich waren mit zahlreichen spannenden Berichten aus Forschung und Entwicklung auch Instituts- und Universitätsvertreter angesprochen.
Das Programm der Jahrestagung war in insgesamt fünf Sessions gegliedert. Nach der Begrüßung durch Dr.-Ing. Peter Grambow von der Nanoinitiative Bayern GmbH begann der erste Veranstaltungsteil mit dem Titel „New Carbon Nanostructures“. Den Auftakt bildete der Geschäftsführer der TIE GmbH, Dr. Norbert Molitor, mit Neuigkeiten aus Japan: Neben Anwendungsmöglichkeiten für die noch relativ unbekannten Carbon Nanohorns (CNHs) stellte er auch ein neuartiges Trockenspinnverfahren zur Herstellung von Nanoyarns vor. Der nächste Vortragende, Patrick T. O’Connor von der Firma Applied Nanostructured Solutions LLC in Baltimore, berichtete über ein Produktionsverfahren von Kohlenstoff-nanomaterialien für den Einsatz in Composites im Tonnenmaßstab. Dr. Felicitas Hepp von High Performance Space Structure Systems GmbH HPS und Dr. Philipp Wachsmuth von JEOL (Germany) GmbH beeindruckten die Zuhörer mit Bildern aus unbekannten Welten: Der Vortrag von Dr. Hepp drehte sich um mit Nanocompositen verstärkte Satellitenbauteile für den Einsatz im All, während Dr. Wachsmuth die Charakterisierung von Nanomaterialien mit Hilfe von Elektronen-mikroskopen präsentierte – und das in Auflösungen, die sogar einzelne Kohlenstoffatome eines SWCNT erkennen ließen.
Auch in der zweiten Session – „Selected Applications“ – konnten die Referenten zeigen, in welch vielfältigen Bereichen Kohlenstoffnanomaterialien mittlerweile zum Einsatz kommen. Sie erhöhen den Lichtoutput von OLEDS, ermöglichen den Bau innovativer Energiespeichersysteme oder werden zur Herstellung leitfähiger Polymercomposite genutzt, wie Gregory Smith von der Carrol Research Group aus North Carolina, Dr. Stephan Kronholz von Enrichment Technology Ltd. und Dr. Christof Hübner vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT berichteten.
Den Abschluss des ersten Tages bildete nach der Abendsession mit Dr. Rolf Packroff (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) zum Risikomanagement beim Umgang mit Kohlenstoffnanomaterialien das Conference Dinner in gemütlicher Atmosphäre. Dabei übernahmen die Firmen Exakt Advanced Technologies GmbH, FutureCarbon GmbH und Nanocyl S.A. freundlicherweise das Sponsoring der Getränke.
Tag zwei stand ganz im Zeichen der Materialien, zunächst mit der Session „Carbon Composites“. Prof. Dr. Ralf Cuntze stellte das neue Forschungs- und Entwicklungsprojekt aus dem Netzwerk NanoCarbon vor. Bei „Nano2Beton“ sollen Nanokohlenstoffe zur Entwicklung von High Performance Concrete, also von Hochleistungsbeton, genutzt werden. Cédric de Villepin aus Belgien präsentierte die kommerziell erhältlichen CNT Composite von Nanocyl S.A., die im Automobil- und Elektronikbereich zum Einsatz kommen. Auch Luftfahrtanwendungen waren vertreten: So referierte Daniel Fritsch von der TU Hamburg-Harburg über verbesserte Materialeigenschaften von kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen durch die Verwendung von Graphen. Seine Präsentation bildete gemeinsam mit Dr. Liubov Sorochynskas (Institut für Verbund-werkstoffe IVW GmbH) Vortrag über Beschichtungen aus CNT-Graphen Verbundwerkstoffen sowie Dr. Petra Pötschkes (Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. IPF) Beitrag zum Dispersionsverhalten verschiedener Graphen Nanoplatelets den Übergang in die nächste Session.
Session vier mit dem Titel „Graphene“ konzentrierte sich auf Projekte rund um das sogenannte Wundermaterial. Dr. Vincenzo Palermo vom National Research Council Italy informierte die Teilnehmer unter anderem über den aktuellen Stand und die nächsten Herausforderungen des Europäischen Flagship-Projekts zu Graphen. Dr. Cornelia Damm (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Xinliang Feng (TU Dresden) und Prof. Dr. Turchanin (Friedrich-Schiller-Universität Jena) stellten in ihren Präsentationen verschiedene neuartige Herstellungsmethoden für Graphen vor.
Die fünfte und letzte Session widmete sich den „Single-Wall Carbon Nanotubes“. Während Dr. Hannes Lincke von OCSiAl Ltd. sich auf verschiedene industrielle Anwendungen von SWCNTs konzentrierte, präsentierte Dr. Christopher Hubrich vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA eine katalytische Synthesemethode für SWCNTs von hoher Qualität. Diese werden im Anschluss funktionalisiert, um ihre Materialeigenschaften den jeweiligen Anforderungen anzupassen.
Zum Abschluss der Veranstaltung bestand die Möglichkeit, an einem öffentlichen Statustreffen des Netzwerks NanoCarbon teilzunehmen. Die Netzwerkpartner und zahlreiche Tagungsbesucher wurden von Dr.-Ing. Helmut Meyer über den neuesten Stand der Forschungs- und Entwicklungsprojekte informiert. Dr. Stefanie Bertsch stellte sich als neue Netzwerkmanagerin vor und präsentierte weitere Netzwerkaktivitäten, wie z.B. gemeinsame Messeauftritte.